Wandel säen

Wandel säen

Hunger und Armut überwinden in Kenia

Unsere Kirchengemeinde Osternburg unterstützt die 65. Aktion Brot für die Welt mit ihren Advents- und Weihnachtskollekten.

„Mitmachen, begeistern, Gutes tun“ - im Juni auf dem Kirchentag in Nürnberg gab es einen wunderbaren Abend von und mit Brot für die Welt. Da habe ich sie zum ersten Mal gesehen und gehört: die Präsidentin von „Brot für die Welt“ , Dr. Dagmar Pruin. Gebürtige Ostfriesin. Bodenständig. Leidenschaftlich engagiert. Sie eröffnet die 65. Aktion von „Brot für die Welt“ mit dem Vorwort:

„Wandel säen" lautet das Motto der 65. Aktion von „Brot für die Welt“. Denn wir sind davon überzeugt: Eine Umkehr ist nötig. Wir brauchen ein globales Ernährungssystem, das an den Bedürfnissen armer und benachteiligter Gruppen ausgerichtet ist. Das unsere natürlichen Ressourcen schont, den Klimawandel nicht weiter antreibt und die Menschenrechte respektiert. Unsere Partnerorganisationen in aller Welt zeigen im Kleinen, wie so etwas aussehen kann ‒ zum Beispiel in Kenia, wo Kleinbauernfamilien trotz immer unregelmäßigerer Niederschläge mit kreativen Anbaumethoden gute Erträge erzielen. Eine Welt ohne Hunger ist möglich. Jede und jeder Einzelne von uns kann einen Beitrag dazu leisten. Sind auch Sie dazu bereit? Dann freuen wir uns über Ihre Unterstützung!

In Kenia arbeitet „Brot für die Welt“ mit der Organisation ADS North Rift zusammen. Die schult Kleinbauernfamilien im Anlegen von Gemüse- und Obstgärten. Im Info-Heft von „Brot für die Welt“ sagt die Projektkoordinatorin bei ADS North Rift, Josephine Tarus, in einem Interview: Wir sind wie Hebammen. Und sie berichtet von ihren Anfangsfehlern: ADS North Rift wurde 1984 gegründet. "Anfangs dachten wir, wir kennen die Bedürfnisse. Schließlich waren wir vom Fach und meinten zu wissen, was die Menschen brauchen. Wir beschäftigten Spezialistinnen und Spezialisten für unterschiedliche Themen: Ernährung, Wasser, Bildung, Gesundheit, Hygiene... Fachteams zogen von Dorf zu Dorf. Wir stellten Saatgut bereit, bohrten Brunnen, richteten Wasserleitungen ein und leisteten soziale Arbeit. Aber als wir nach einigen Jahren die Wirkung unserer Projektarbeit untersuchten, stellten wir ernüchtert fest: Die Menschen hatten immer noch dieselben Probleme wie vorher. Es war frustrierend. Wir hatten so viel investiert, waren aber auf der Stelle getreten.

Wir fanden heraus, dass wir zwei fundamentale Fehler begangen hatten: Erstens haben wir die Menschen gar nicht gefragt, was sie eigentlich brauchen, sondern unsere eigenen Annahmen getroffen. Zweitens haben wir die Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner entmündigt. Wir haben sie schwach gemacht, indem wir ihnen Dinge geschenkt haben, ohne dass sie selbst etwas dafür tun mussten. Dadurch signalisierten wir, wenn auch ungewollt: "Ohne uns schafft ihr es nicht."

Beides haben wir geändert

"Wir haben uns um 180 Grad gedreht. Wir treten nicht mehr als Expertinnen und Experten auf, als Allwissende, sondern als Lernende. Besonders am Anfang des Prozesses stellen wir vor allem Fragen. Wir bringen die Menschen dazu, ihr Leben, ihre Gemeinschaft und ihre finanzielle Situation zu reflektieren und ihre Erkenntnisse gemeinsam festzuhalten. Auf diese Weise finden sie heraus: Was läuft gut bei uns ‒ und was wollen wir ändern?"

"Wir versuchen aufzuzeigen, wie die Dinge miteinander zusammenhängen", berichtet Josephine Tarus weiter. "So kann es zum Beispiel sein, dass ein Fluss, der für die Wasserversorgung der Menschen eine große Bedeutung hat, austrocknet. Der Grund: Am Ufer wachsen Eukalyptusbäume, die sämtliches Wasser aus der Erde ziehen. Hier bietet es sich an, die Bäume zu fällen und mit etwas Abstand zum Ufer andere Sorten zu pflanzen. Zentral ist es außerdem, effiziente Anbaumethoden anzuwenden, über seine Finanzen Bescheid zu wissen und die eigenen Rechte als Bürgerinnen und Bürger zu kennen. Wo wir selbst über das nötige Wissen verfügen, vermitteln wir es in Workshops. In anderen Fällen laden wir Fachleute ein oder ermuntern die Projektteilnehmenden dazu, sich gegenseitig über ihre Erkenntnisse auszutauschen. Wir mögen also mehr Erfahrung in manchen Dingen haben oder auch Fachwissen, das wir teilen. Aber ob sie eine bestimmte Lösung umsetzen wollen, entscheiden die Menschen selbst. Sie sind die Experten für ihr eigenes Leben, nicht wir".

Aus eigener Kraft den Hunger überwinden

Und so geschieht es, dass es zum Beispiel in Kenia Familien gibt, die aus eigener Kraft den Hunger überwinden:

Tief beugt sich Mary Lagat hinunter in ihr Beet. Ihr Kopf, um den sie ein hellgrünes Tuch geschlungen hat, verschwindet zwischen den riesigen Kürbisblättern. Mit geübten Fingern pflückt sie ein Blatt nach dem anderen, dann geht sie hinüber zum nächsten Beet. Bis der Kunststoffsack, den sie mitgebracht hat, voll ist mit Kürbisblättern, Grünkohl und anderem Blattgemüse. Bis sie genug hat, um ihre heutige Kundschaft zu beliefern. „Wir haben alles, was wir brauchen“, sagt sie zufrieden. „Wir“, das sind sie und ihr Mann Edwin, den alle „Agui“ nennen. Das bedeutet „Großvater“ auf Nandi, der Sprache der gleichnamigen Bevölkerungs- gruppe dieser Region. Der Kopf des 74-Jährigen ist glattrasiert, sein schwarzer Schnurrbart ist von weißen Härchen durchsetzt. Zusammen mit Enkelin Betty, 14, und Enkel Nicolas, 15, leben die Lagats in einem mit Wellblech gedeckten Lehmhaus, das aus zwei Zimmern besteht. Es gibt Strom, aber keine Wasserleitung. Die Eheleute besitzen etwas weniger als einen Hektar Land, zwei Rinder mit einigen Kälbern, acht Schafe und um die 20 Hühner. Wohlhabend sind Mary und Edwin Lagat damit nicht. Aber sie müssen keine Angst mehr vor der Zukunft haben.

"Mitmachen, Begeistern, Gutes tun" – das nehmen wir uns auch für die kommende Advents- und Weihnachtszeit vor. Wir sammeln Kollekten und Spenden für die segensreiche Arbeit von "Brot für die Welt".

Anne Jaborg

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