Querbeet

Querbeet. Das Thema unseres Heftes erinnert mich an meine Kindheit. Im Frühjahr half ich meinen Eltern beim Anlegen der Beete in ihrem kleinen Garten. Die Erde wurde umgegraben, Unkraut entfernt und mit dem Rechen glatt geharkt. Dann wurden Schnüre gespannt und ich durfte die Wege zwischen den Beeten mit meinen Gummistiefeln festtrampeln. In die frisch gezogenen Rillen durfte ich dann Samen streuen, mit Erde andrücken und vorsichtig gießen. Unkrautzupfen gehörte nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Spannend wurde es wieder, wenn die Pflanzen wuchsen und es etwas zu ernten gab. Gerne erinnere ich mich an Sommerabende, wo ich für das Abendessen von verschiedenen Beeten etwas ernten konnte: Petersilie, Schnittlauch, Zuckerschoten, ein paar kleine Tomaten … Was man eben so querbeet ernten und dann in fröhlicher Runde essen konnte. 

Zu Jesu Zeiten litten die einfachen Leute oft unter großem Hunger. Das Land wurde ausgebeutet. Die Großgrundbesitzer setzten die armen Bauern unter Druck. Die römischen Besatzer nahmen sich einfach, was sie brauchten. Und die einfache Bevölkerung ging leer aus und hungerte. Dieser harten Realität setzen die Evangelien die Brotwundergeschichten entgegen.

Das Markusevangelium er- zählt (Mk 6,34-40), dass Jesus zu einer großen Menge spricht. Sie hängen an seinen Lippen, bis es Abend wird. Die vielen Menschen haben Hunger, können je- doch in der kargen Umgebung nichts zu essen finden. Und auch die Jünger können nichts kaufen, weil sie nicht genug Geld haben. 

Da sagt Jesus, dass sie sich setzen sollen – Tischgemeinschaft für Tischgemeinschaft mitten auf dem grünen Gras. Sie lagern sich Gemüsebeet für Gemüsebeet zu fünfzig und zu hundert. 

Diese Stelle finde ich besonders bemerkenswert. Zum einen, weil Jesus die große, ungeordnete Menge in kleine, überschaubare Gruppen aufteilt, wo die Einzelnen sich wieder gegenseitig wahrnehmen können. Aus einer anonymen Masse werden so wieder Menschen, die sich gegenseitig wahrnehmen und eine Gemeinschaft bilden. 

Zum anderen ist hier von Gemüsebeeten die Rede. Die üblichen Übersetzungen lassen das einfach weg, aber im Griechischen steht wirklich Gemüsebeet oder Lauchbeet. Dieses Wort ist ein Hinweis auf die Geschichte des Volkes Israel. Als die Israeliten nach dem Auszug aus der ägyptischen Gefangenschaft durch die Wüste zogen, litten sie großen Hunger. Daraufhin ließ Gott Brot aus dem Himmel regnen, das rettende Manna. Täglich sammelten sie es ein, doch nach einer gewissen Zeit sehnten sie sich nach dem reichhaltigen Essen in Ägypten zurück. Sie riefen: „Wer gibt uns Fleisch zu essen?! Wir erinnern uns an die Fische, die wir in Ägypten aßen. Und die Gurken und die Wassermelonen und den Lauch und die Zwiebeln und den Knoblauch“ (Num 11,4-5). 

Als nun Jesus die Menschen auffordert, sich in Gruppen auf das grüne Gras zu lagern, da reagieren die Menschen so, dass sie sich selbst wie geordnete Lauchbeete hinsetzen. Die Menschen erinnern sich also an die Wüstenzeit ihres Volkes. Und sie zeigen, dass sie bereit sind, sich auf den Weg zu machen und sich Gott anzuvertrauen, auf dass er ihnen Brot für Leib und Seele schenkt und sie zu fröhlichen Gemeinschaften werden. 

Ich lade Sie und euch ein, in dieser Ausgabe der Nah dran zu blättern und dabei zu entdecken, was es alles so „querbeet“ in unserer Kirchengemeinde zu entdecken gibt. Und ich lade Sie und euch ein, die vielen Veranstaltungen und Gottesdienste, Gruppen und Kreise zu besuchen und einfach dabei zu sein. 

Michael Gärtner

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