Glaubst du das wirklich?

Glaubst du das wirklich?

Fritz Pinne erklärt einige Glaubensfragen

In der Bibel gibt es die erstaunlichsten Geschichten: Blinde können plötzlich sehen und Lahme gehen, Jesus läuft über Wasser und wird nach seinem Tod wieder lebendig. Das kann doch alles gar nicht stimmen – oder etwa doch?

Der Oldenburger Religionspädagoge Fritz Pinne hat Antworten auf viele Kinderfragen. Spoiler: Die Wundererzählungen sind wahr, allerdings nicht unbedingt in einem naturwissenschaftlichen Sinn.

Jetzt mal ernsthaft: Dass mit der Jungfrauengeburt ist doch Quatsch, oder?

Ja und Nein. Wie erkläre ich Euch das am besten? Vielleicht seid ihr ja Fan von einem Superstar wie beispielsweise Adèle oder einem Spitzen-Fußballer wie Christiano Ronaldo? Dann kennt ihr möglicherweise aus eigener Erfahrung, dass Fans untereinander viel über ihr Idol reden – vor allem darüber, was man über sie oder ihn gehört und gelesen hat. Und je länger diese Gespräche gehen, desto doller werden die Geschichten und Gerüchte. Das schaukelt sich manchmal richtig hoch.

Auch Jesus hatte viele Fans. Die sprachen natürlich auch viel von ihm. Vor allem nach seinem Tod. Damals entstanden immer großartigere Geschichten über ihn, über seine Geburt und seine Taten. Und irgendwann war man sich sicher: „Jesus ist doch Gottes Sohn! Also muss es genauso gewesen sein!“ Zum Beispiel die Sache mit der Jungfrauengeburt. Matthäus schrieb deshalb in seinem Evangelium: „Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete – durch das Wirken des Heiligen Geistes, ... damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen“ (Matthäus 1,18-23). Wobei ‚Jungfrau‘ übrigens auch mit ‚junger Frau‘ übersetzt werden kann.

Für mich ist vor allem die Absicht wichtig, die hinter dieser fantastisch ausgeschmückten Vorstellung steht: Jesus ist ganz nah bei Gott – so nah wie niemand sonst – und er lädt uns in diese Nähe ein. Daran glaube ich! Die Bibel naturwissenschaftlich-biologisch verstehen zu wollen, ist ein großes Missverständnis.

Wie ist das mit den Wundern? Alles nur Tricks?

In der Bibel wimmelt es von Wundererzählungen: Da ist Mose, der das Rote Meer teilt und Jesus, der einen Gelähmten heilt. Er vermehrt auch schon mal Brot, wenn ihm mehrere tausend Menschen hungrig zuhören, sogar über Wasser kann er gehen. All diese Geschichten sind Legenden – und das heißt: Sie haben einen wahren Kern, sind aber stark ausgeschmückt worden. Übrigens: Wundersame Fähigkeiten schrieb man zu jener Zeit auch anderen charismatischen Menschen zu: Man unterstrich dadurch ihre Autorität und stellte ihre Wirkung auf andere heraus. Für mich gibt es viele Wunder: Dass ich auf der Welt bin, ist ein Wunder. Und dass aus einem kleinen Samenkorn ein großer Baum werden kann. Das alles ist „wunderbar“. Und auch wenn ich diese „Wunder“ wissenschaftlich erklären kann, bleiben sie trotzdem Wunder für mich: etwas, worüber ich immer wieder staunen kann.

Zu den Wundern, die Jesus tat, gehört unter anderem die Heilung von Leprakranken. Er kam zu ihnen: zu den Geächteten, den Aussätzigen, zu denen also, die alle mieden. Manche seiner Wunderheilungen kann man inzwischen sogar wissenschaftlich erklären. Aber das finde ich nicht wichtig. Wichtig ist mir: Menschen haben die Erfahrung gemacht, bei Jesus ist es gut, da werde ich heil! Und diese Erfahrung können wir in der Kirche noch immer machen.

Auferstehung? Gibt es wirklich ein Leben nach dem Tod? Kann man ja kaum glauben.

Glauben schon. Aber natürlich weiß niemand, was nach dem Tod kommt. Mir helfen manchmal Geschichten, wie die von der Raupe. Ich erzähle sie oft Grundschülerinnen und -schülern. Die Raupe kriecht gemütlich durch den Garten und murmelt immer vor sich hin: „Was wohl aus mir noch mal wird ...?“ Die Pflanzen im Garten machen sich über sie lustig und sagen: „Na, was wohl? Du bleibst eine hässliche kleine Raupe – und irgendwann stirbst du!“ Tatsächlich: Irgendwann ist die Raupe weg. Nur ein kleiner Kokon hängt wie ein Sarg am Zaun. „Wir haben es doch gesagt: Jetzt ist sie mausetot!“, sagen die Pflanzen. Bald darauf fliegt ein wunderschöner Schmetterling über dem Blumenbeet. „Du siehst aber schön aus! Wer bist du denn?“, fragen die Pflanzen. „ Kennt ihr mich nicht mehr? Ich bin‘s, die kleine Raupe! Das ist aus mir geworden!“ Jesus hat einmal gesagt: „Wer an mich glaubt, der wird leben – sogar im Tod!“ Ich weiß nicht, wie das sein kann. Aber auf dieses Versprechen verlasse ich mich gerne und lebe mit dieser Hoffnung.

Als ich einmal eine Trauerfeier für ein verstorbenes Kind gestaltet habe, haben wir ganz viele kleine Schmetterlinge gebastelt. Und jeder hat einen Schmetterling ins Grab geworfen. Als Hoffnungszeichen.

Auszug aus dem Beitrag „Frag doch mal den Fritz ...“, der in der aktuellen Ausgabe von „horizont E“, dem Magazin der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg erschienen ist.

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