"Und der Heilige Christ warf seinen Glanz ..."

"Und der Heilige Christ warf seinen Glanz ..."

Die Stimmung, die wir mit Weihnachten verbinden, lässt sich schwer in Worte fassen. Denn es ist ein unklares Gemisch aus Erinnerungen, Wünschen, Sehnsüchten, das diesem Fest anhaftet. Gedanken, Gefühle und Sinneseindrücke fließen zusammen und erzeugen das, was wir meinen, wenn wir „Weihnachtsstimmung“ sagen, ohne es wirklich benennen zu können.

Wenigen gelingt es, Worte zu finden, die all das Gefühlte und Geahnte von Weihnachten ausdrücken und in uns anklingen lassen. Gelungen ist es Theodor Fontane in seinem Roman „Vor dem Sturm“. Es sind die ersten Sätze:

Es war Weihnachten 1812, Heiliger Abend. Einzelne Schneeflocken fielen und legten sich auf die weiße Decke, die schon seit Tagen in den Straßen der Hauptstadt lag. Die Laternen, die an lang ausgespannten Ketten hingen, gaben nur spärliches Licht; in den Häusern aber wurde es von Minute zu Minute heller, und der »Heilige Christ«, der hier und dort schon einzuziehen begann, warf seinen Glanz auch in das draußen liegende Dunkel.“ (aus: Theodor Fontane, „Vor dem Sturm“)

Das ist vollkommen. - Es braucht nur wenige Worte, und Weihnachten lebt in mir auf. Wie Fontane das macht, d.h. wie es ihm gelingt, ist große Kunst. Weihnachten lebt ohnehin von einer Unbestimmtheit, die sein Geheimnis ausmacht. Auf jeden Fall werden in den Worten Fontanes die Ruhe, die Besinnung, der Friede lebendig: das, was unsere Sehnsucht mit Weihnachten verbindet. Ich glaube, dass diese Seite von Weihnachten einen Platz im Herzen jedes Menschen hat. Und jedes Jahr möchte diese Sehnsucht aufs Neue erfüllt werden. Ich hoffe, sie wird sich für jeden und jede auf die eine oder andere Art erfüllen.

Ralf Frerichs

Dies ist eine OpenStreetMap Karte. Wenn Sie auf diese Karte klicken, stimmen Sie der Datenschutzerklärung der OpenStreetMap Foundation (OSMF) zu. Außerdem stimmen Sie unserer Datenschutzrichtlinie zu.