Orgeljubiläum 2022

Die Orgel von St. Johannes wird 60

Im Jahr 2022 feiern wir den 60. Geburtstag der großen Orgel in der Johanneskirche. Sie wurde im Jahr 1962 eingeweiht, ein Jahr nach der Einweihung der Kirche. Und sie ist mit weitem Abstand das größte Musikinstrument im Stadtteil. Sie ertönt seit 60 Jahren in Gottesdiensten und Andachten, zu Taufen, Trauerfeiern und Konzerten. Ganz grob geschätzt hat sie ca. 80 Auftritte pro Jahr, also in den 60 Jahren knapp 5000!

"Alfred Führer" steht auf dem Orgelschild, angebracht wie bei Orgeln üblich am Spieltisch über den Manualen. Das ist der Name der in Wilhelmshaven ansässigen Firma Alfred Führer – Orgelbau. Auch die anderen "großen" Orgeln in Oldenburg (Ansgari-, Lamberti- und Garnisonkirche) stammen aus der Wilhelmshavener Werkstatt und gehören zu den über 700 Orgelneubauten von Alfred Führer.

Spanische Trompeten

Die Orgel in St. Johannes wurde im Neobarock-Stil konzipiert. Das bedeutet, dass der Klang der Orgel dem Klang der Orgeln in der Barockzeit, also der Zeit von Buxtehude, Bach und Händel entsprechen sollte. Diesen Klang mit Worten zu beschreiben, ist etwas schwer. Vielleicht so: Der Klang ist sehr deutlich und direkt. Eindeutige Höhe und Tiefen sind deutlich hörbar, wenig nebulöses Geräusch. Die Orgel eignet sich daher sehr gut für die Musik aus der Barock-Zeit.

Optisch ist die Orgel sehr schlicht gehalten. Auffallend sind allerdings einige waagerechte Pfeifen, die über dem Organisten oder der Organistin in den Kirchenraum hineinragen. Es sind die sogenannten spanischen Trompeten, die lautesten Pfeifen unserer Orgel!

Eine Hörprobe und nahe Blicke auf das Orgelschild sowie auf die spanischen Trompeten bietet das Orgeltrailer-Video hier auf dieser Seite. Zahlreiche Kostproben in voller Länge finden Sie auf dem YouTube-Account Johanneskirche.

Konzerte zum Orgelgeburtstag

Ein paar Worte zur Technik: Die Übertragung des Impulses von den Tasten zu den Pfeifen ist mechanisch, d.h. mit dem Drücken der Tasten öffnet sich direkt ein „Ventil“ unter der jeweils verbundenen Pfeife. Die Orgel ist also nicht nur mit vielen Pfeifen und Luftkanälen gefüllt, sondern auch mit jeder Menge Mechanik.

Wir feiern den Orgelgeburtstag im Jahr 2022 mit vielen Konzerten, bei denen die Orgel mit all ihren Facetten als Soloinstrument und als dezenter Begleiter anderer Instrumente auftritt. Der Eintritt zu allen diesen Konzerten ist frei. Seien Sie herzlich willkommen und feiern Sie gerne mit uns (Flyer).

Kleine Orgelchronik

  • 1956 - Architekt Rainer Herrmann übernimmt Planung, Durchführung und Bauüberwachung einer neuen Kirche für den Stadtteil Kreyenbrück, nachdem der Stadtteil sich durch den Zuzug Vertriebener des Zweiten Weltkriegs erheblich vergrößert hatte.
  • 1960 - Einweihung der neuen Kirche. Einzigartig in diesem Raum ist die große Glaswand von Max Herrmann, die die Südwand des Raumes ausfüllt und dem Kirchraum seinen unverwechselbaren Charakter schenkt: 200 m² groß, bestehend aus 189 Glasfeldern unterschiedlicher Gestaltung und Farbe. In der Mitte schwebt ein Kreuz.
  • 1962 - Neubau der Orgel durch Alfred Führer (Wilhelmshaven)
  • 1962 - Einweihung der Orgel am 4. November
  • 1977 - Reinigung und Überholung durch Firma Führer (Wilhelmshaven)
  • 1989 - Erneuerung der Schleifenzugmotoren durch Firma Führer
  • 2006 - Reinigung und Überholung durch Heiko Lorenz (Wilhelmshaven)
     

Hauptwerk C-g'''   1. Quintade 16'
2. Prinzial 8'
3. Rohrflöte 8'
4. Oktav 4'
5. Spitzflöte 4'

6. Nasat 2 2/3'
7. Oktav 2'
8. Mixtur 4-6f. 1 1/3'
9. Spanische Trompete 8'
Rückpositiv C-g'''   1. Bleigedackt 8'
2. Quintade 8'
3. Principal 4'
4. Rohrflöte 4'
5. Waldflöte 2'
6. Partialton 3f. 3 1/5' + 2 2/7' + 1 5/11'
7. Quinte 1 1/3'
8. Scharf 4f. 1'
9. Dulcian Tremulant 8'
Brustwerk C-g''' im Schweller   1. Holzgedackt 8'
2. Blockflöte 4'
3. Principal 2'
4. Tertian 2f.
5. Oktav 1'
6. Zimbel 3f. 1/3'
7. Regal Tremulant 8'
Pedal C-f'   1. Subbass 16'
2. Oktavbass 8'
3. Gedacktbass 8'
4. Oktav 4'
5. Nachthorn 2'
6. Rauschpfeife 4f. 2 2/3'
7. Posaune 16'
8. Trompete 8'
Koppeln: B-H, R-H, H-P, R-P, B-P
Ein Zimbelspiel mit 6 Glöckchen
Mechanische Spieltraktur
Elektrische Registratur mit 5 Setzerkombinationen (Vorwahlsystem Führer)

Quelle: Schild, F. (2008). Orgelatlas der historischen und modernen Orgeln im Gebiet der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg). Florian Noetzel.

Orgel klingt wie neu

St.-Johannes-Orgel strahlend und klangvoll

Über 40 Jahre erklingt unsere Orgel in der St.-Johannes-Kirche. Nun war eine gründliche Reinigung und Renovierung überfällig. Im Laufe der Jahre war die Orgel stark verschmutzt, und es hatte sich Schimmel gebildet. Viele Pfeifenventile aus Schaumstoff waren einfach zerbröselt, dadurch heulten manche Pfeifen. Die Orgel rauschte insgesamt. Auch die Federn an den Tasten waren ausgeleiert, so dass der Anschlag ungleichmäßig und schwammig war. Die Orgelbauwerkstatt Lorenz aus Wilhelmshaven arbeitete nun acht Wochen und zerlegte die Orgel in ihre Einzelteile. Trotzdem waren jeden Sonntag genügend Tasten und Pfeifen spielbar. Heiko Lorenz und sein Mitarbeiter Thilo Schwarz reinigten die gesamte Orgel, entfernten Schimmel, reparierten kleinste Teile aus Holz und Metall der filigranen Mechanik, polierten Pfeifen und ersetzten verschlissene Teile aus Leder und Filz. Sie gaben den einzelnen Registern schönere Intonationen. Sie nahmen jede der 2246 Pfeifen in die Hand und schliffen sie zurecht. Und vor allem setzten sie sie alle wieder an den richtigen Platz!

Zu guter Letzt gaben sie der Orgel eine neue Stimmung. Sie erklingt nun wohltemperiert, die sogenannte "Bach-Kellner-Stimmung". Vorher war die Orgel obertönig gestimmt. Das bedeutete, dass manche Töne oder Tonkombinationen schrill klangen. Jetzt, mit der wohltemperierten Stimmung, klingen die Akkorde angenehmer. Sie mischen sich besser, so wie die Stimmen eines Chores. Besonders die in unseren Chorälen gebräuchlichen Tonarten klingen so viel schöner, farbiger und spannender, erst recht in der besonders gut tragenden Akustik in der St.-Johannes-Kirche. bleibt nur zu sagen: Wer Ohren hat zu hören, der höre.

Christian Lüder (Nah Dran 2006/02, S. 34)

Auszug aus

Knoblauch, Schnaps und Chormusik

Vorgestellt: Der Kantor und Organist Volker Lehnert

[Volker Lehnert] nach einer Episode mit der Orgel befragt: "Einmal - es war 1962, als die Orgel noch ganz neu war - da wollte ich anlässlich einer Trauung ganz besonders festlich und kraftvoll spielen und setzte die "spanischen Trompeten" der Orgel ein. Ein markerschütterndes Geschepper setzte statt des festlichen Klangs ein. Und heraus kam aus der Orgel statt der Musik ein Utensil, das wohl die Orgelbauer in ihr vergessen hatten: eine Schnapsflasche".

Jens Teuber (Nah Dran 2007/03, S. 37)

In der NWZ vom 14. Januar 2022 erschien anlässlich des Starts der Konzertreihe zum 60. Orgeljubiläum der Führer-Orgel in St. Johannes dieser Artikel von Patrick Buck, den Sie (als Abonnent) auf nwzonline.de nachlesen können.

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