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Celan-Abend im Gemeindezentrum Jona: "Schwarze Milch in der Frühe"

Am 19. März 2022 steht im Gemeindezentrum Jona ab 18 Uhr der jüdische Lyriker deutscher Sprache Paul Celan im Mittelpunkt.

Der Lyriker Paul Celan wäre im Jahr 2020 hundert Jahre alt geworden. Im Jahr 1970 fand er den Tod in Paris (wahrscheinlich durch Selbstmord).

1920 wurde er in Czernowitz (damals zu Rumänien gehörig) geboren. Der Ort beherbergte eine multikulturelle Gesellschaft, bestehend aus deutschsprachigen Juden (zu denen Paul Celan gehörte), Rumänen, Ukrainern und anderen Bevölkerungsgruppen. Dieses Zusammenleben funktionierte einigermaßen konfliktfrei, bis Nazideutschland eingriff und die Verhältnisse veränderte. Paul Celans Eltern wurden in ein Konzentrationslager verschleppt und dort ermordet. Diese traumatische Erfahrung hat sein Leben geprägt und ihn zu dem werden lassen, der er war.

Das Unsagbare benennen, das war sein lyrisches Programm. Seine Muttersprache war Deutsch, das erschwerte seine Aufgabe. In einem Brief an einen Herausgeber seiner Gedichte bekannte er:

Aber etwas muss ich doch noch hinzufügen … ich will Ihnen sagen, wie schwer es ist, als Jude Gedichte in deutscher Sprache zu schreiben. Wenn meine Gedichte erscheinen, kommen sie wohl auch nach Deutschland und – lassen Sie mich das Entsetzliche sagen – die Hand, die mein Buch aufschlägt, hat vielleicht die Hand dessen gedrückt, der der Mörder meiner Mutter war … Und es könnte noch furchtbarer kommen …

In seinem bekanntesten Gedicht, der "Todesfuge", kommen das Leid, die Trauer, die unverständliche Grausamkeit der Vernichtungslager zur Sprache. Manche Formulierungen der "Todesfuge" haben sich tief ins Gedächtnis eingeprägt: "Schwarze Milch der Frühe" oder "wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng". Und schließlich: "der Tod ist ein Meister aus Deutschland".

In einem späteren Gedicht („Wolfsbohne“) bekennt Paul Celan, dass er die "Todesfuge" zum Gedächtnis seiner Mutter geschrieben habe: das Gedicht, "das ich geschrieben hab, um / deinetwillen …". Das war seine Form der Trauerarbeit. Zu seiner Trauer gehörte auch das Entsetzen über einen latenten (und auch offenen) Antisemitismus in der deutschen Nachkriegsgesellschaft.

Paul Celan ist auf seine Weise ein authentischer Chronist des zwanzigsten Jahrhunderts. Am 19. März 2023 soll an ihn in der Jona-Kapelle erinnert werden: Sein Lebensweg wird beschrieben, Gedichte und Auszüge aus seinen Briefen sollen gelesen werden. Auch Aussagen von Zeitgenossen und Weggefährten werden zu hören sein.

Mitwirkende: Johannes Mitternacht, Hans-Joachim Müller, Ralf Frerichs (Sprecher), Gisela Fischer (Akkordeon), Heide Steinhäuser (Geige)

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